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Zwei Figuren halten eine Kreditkarte (c) AdobeStock/shendart

Erscheinung:02.05.2024 | Thema Verbraucherschutz Junge Erwachsene oft unbedarft
bei Krediten

(BaFinJournal) Der 18. Geburtstag macht vieles möglich. Wer ein eigenes Einkommen hat, kann dann Kredite aufnehmen. Bei jungen Erwachsenen steht das hoch im Kurs. Oft wissen sie aber nicht, was die Kredite kosten. Von Dr. Daniela Röstel und Ursula Weigold, BaFin-Verbraucherschutz

Nutzen junge Volljährige Überziehungskredite? Wie viele zahlen ihre Kreditkartenschulden in Raten zurück? Und was wissen sie über Kreditzinsen? Das wollte die BaFin wissen und hat dazu 1.002 junge Verbraucherinnen und Verbraucher (18-29 Jahre) befragt.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Rund 30 Prozent der jungen Volljährigen beurteilen ihre finanzielle Situation als weniger gut bis schlecht.
  • Überziehungskredite sind für knapp die Hälfte der Befragten kein Tabu.
  • Ein Fünftel nutzt Kreditkarten-Teilzahlungen.
  • 15 Prozent nutzen beides: Überziehungskredite und Kreditkarten-Teilzahlungen.
  • Viele kennen die Konditionen von Krediten zur Konsumfinanzierung nicht.

Knapp 70 Prozent schätzen ihre aktuelle persönliche finanzielle Situation positiv ein. Allerdings blicken auch nicht wenige junge Menschen mit Sorge auf ihre Finanzen. Sechs Prozent schätzen sie sogar als schlecht ein (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Einschätzung der aktuellen persönlichen finanziellen Situation

Die Abbildung zeigt, wie junge Erwachsene die aktuelle persönliche finanzielle Situation einschätzen (c) BaFin Grafik 1: Einschätzung der aktuellen persönlichen finanziellen Situation

45 Prozent der befragten jungen Erwachsenen haben in den vergangenen zwölf Monaten ihr Girokonto überzogen (siehe Grafik 2). Knapp die Hälfte von ihnen ist dabei nicht innerhalb des vertraglich eingeräumten Dispositionskredites geblieben. Dies hat das Kreditinstitut geduldet.

Grafik 2: Nutzung von Überziehungskrediten

Die Abbildung zeigt die Nutzung von Überziehungskrediten (c) BaFin Grafik 2: Nutzung von Überziehungskrediten

Kaum Bewusstsein für Zinssätze

Rund 70 Prozent aller 1.002 Befragten konnten nicht darauf antworten, wie hoch die Zinssätze für Dispo und die geduldete Überziehung sind. Nur rund 30 Prozent gaben konkrete Zinssätze für den Dispokredit und die geduldete Überziehung an. Den Zins für den Dispo bezifferten sie durchschnittlich mit 13,4 Prozent, den für die geduldete Überziehung auf 12 Prozent. Da Zinssätze von Bank zu Bank stark variieren, konnte nicht geprüft werden, wer richtig lag und wer nicht.

Bei denen, die den Dispokredit bzw. die geduldete Überziehung tatsächlich nutzen, war der Kenntnisstand kaum besser: Jeweils mehr als die Hälfte hatten den Zinssatz dafür nicht parat (siehe Grafik 3).

Grafik 3: Kenntnis zu Zinssätzen

Die Abbildung zeigt die Kenntnis von Zinssätzen (c) BaFin Grafik 3: Kenntnis zu Zinssätzen

Kreditkarten-Teilzahlung: Rege genutzt – auch zusätzlich zur Kontoüberziehung

59 Prozent der befragten jungen Erwachsenen haben in den letzten zwölf Monaten mit Kreditkarte bezahlt. Von ihnen gab rund ein Drittel an – also 189 der insgesamt 1.002 Befragten –, dass sie eine Kreditkarte mit Teil- oder Ratenzahlungsoption besitzen und diese Möglichkeit auch nutzen.

32 Prozent von ihnen haben die Konditionen nicht gut verstanden. Sie nehmen fälschlicherweise an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten keine Zinsen dafür gezahlt haben – obwohl Kreditkarten-Teilzahlungen regelmäßig nicht zinsfrei angeboten werden.

15 Prozent aller Befragten waren gleich doppelt im Minus: Ihr Girokonto war überzogen und sie nahmen die Teilzahlungsoption ihrer Kreditkarte in Anspruch.

Kosten der verschiedenen Kreditarten kaum bekannt

Bei Konsumkrediten gibt es große Preisunterschiede. Für verzinsliche Konsumkredite bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher regelmäßig bei Rahmen- oder Ratenkrediten von Banken vergleichsweise günstige Konditionen. Die Zinssätze für Dispokredite liegen oft deutlich höher. Die Kreditkarten-Teilzahlung ist häufig noch teurer. Spitzenzinssätze liegen hier oft deutlich über den Werten für geduldete Überziehungen.

Die Befragten sollten die Konsumkreditarten nach den üblicherweise zu erwartenden Zinsen und Kosten von günstig bis teuer sortieren. Darauf gab es wenig korrekte Antworten. 16 Prozent nahmen fälschlicherweise an, echte Kreditkartenkredite (siehe Hintergrund) seien am günstigsten; 29 Prozent dachten, sie seien am zweitgünstigsten. Auch bei der Frage nach dem üblicherweise teuersten Kredit lagen die Befragten häufig daneben: 24 Prozent nannten hier den klassischen Ratenkredit eines Kreditinstituts.

Warum wissen junge Erwachsene so wenig über Kredite?

Warum wissen junge Menschen so wenig über Konsumfinanzierung? Das hat die BaFin in ihrer Untersuchung nicht erhoben. Mögliche Gründe könnten aber sein:

  • Zinsen bei Überziehungskrediten und Kreditkarten-Teilzahlungen mit Mindestbeträgen sind schwierig zu berechnen: Anders als beim Ratenkredit ändert sich der beanspruchte Kreditbetrag monatlich, wenn die Kreditkarte weiter eingesetzt wird. Feste Rückzahlungsraten werden oft nicht vereinbart. Wie stark Zinsschulden wachsen können, auch bei vermeintlich niedrigen Kreditbeträgen, wird also leicht unterschätzt.
  • Für manche Verbraucherinnen und Verbraucher können Zinsberechnungen allgemein herausfordernd sein. Das hat die BaFin bereits in einer früheren Studie festgestellt.
  • Angebote werden nicht verglichen: Möglicherweise ist den Betreffenden nicht klar, wie viel man einsparen kann, wenn man Kredite vergleicht. Sie informieren sich wahrscheinlich nicht ausreichend.
  • Keine Routine: Jungen Verbraucherinnen und Verbrauchern fehlt es wahrscheinlich noch an praktischer Erfahrung. Mit Geld umgehen will schließlich gelernt sein. Dazu gehört auch der Umgang mit Krediten.

Tipp: informieren und vergleichen

Wenn nötig, können Überziehungskredite und Teilzahlungsoptionen von Kreditkarten im Einzelfall geeignet sein, um einen kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu überbrücken. Wer darüber hinaus für Anschaffungen Konsumkredite benötigt, sollte sich bei verschiedenen Anbietern zu Angeboten informieren und diese vergleichen. Klar ist: Wer Finanzwissen hat, kann seine individuelle finanzielle Situation besser beurteilen.

Informationen bietet unter anderem die BaFin an. Auf ihrer Website erklärt sie beispielsweise wie echte Kreditkartenkredite funktionieren und gibt Tipps, wie Konsumentenkredite verglichen werden können. Darüber hinaus empfiehlt sie, sich so detailliert wie möglich zu unterschiedlichen Kreditarten von verschiedenen Anbietern zu informieren.

Zur Methodik der Erhebung: Im Auftrag der BaFin hatte ein Marktforschungsinstitut im März 2023 1.002 Verbraucherinnen und Verbraucher im Alter von 18 bis 29 Jahren mit einem Online-Fragebogen befragt. Die Befragten hatten sich vorab bereit erklärt, an Online-Umfragen teilzunehmen und sich dazu in einem Panel erfassen lassen. Aus diesem Panel wurden sie nach Geschlecht, Alter und Bundesland repräsentativ ausgewählt.

Zum Hintergrund

Kreditkartenkredite
Es gibt verschiedene Arten von Kreditkarten: Bei Charge Cards (auch als „Delayed Debit Cards“ bezeichnet) werden Kartenzahlungen in einem bestimmten Zeitraum auf einem Kreditkartenkonto gesammelt. Sie werden periodisch abgerechnet, meist zum Monatsende. Kartennutzerinnen und -nutzer müssen den Betrag aus der Abrechnung zu 100 Prozent ausgleichen, wenn sie fällig werden. Die gesammelten Beträge werden bis dahin gestundet. Zinsen fallen bei fristgerechter Zahlung in der Regel nicht an.

Bei echten Kreditkarten kann man den Rechnungsbetrag nach dem Ende der Abrechnungsperiode in Raten bzw. Teilen tilgen. Wer von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, nutzt einen Kreditkartenkredit. Für diesen Kredit sind regelmäßig Zinsen zu zahlen.

Überziehungskredite
Überziehungskredit ist der Oberbegriff für Dispokredite und geduldete Überziehungen.

Dispositionskredite
Ein Dispositionskredit – kurz Dispokredit – ist ein Kredit, den das Kreditinstitut der Kundin oder dem Kunden einräumt, um das Konto bis zu einer bestimmten Höhe zu überziehen. Die Höhe des Dispokredits orientiert sich üblicherweise an den regelmäßig eingehenden Zahlungen, vor allem am Gehalt.

Die Zinsen sind variabel und können vom Kreditinstitut angepasst werden. Beim Dispokredit kann die Kundin oder der Kunde aus der Kreditlinie des Dispokredits jederzeit einen Betrag in Anspruch nehmen, also das Konto überziehen, bis die Kreditlinie erreicht ist.

Geduldete Überziehungen
Eine geduldete Überziehung ist eine Kreditlinie, die über einen bestehenden Dispokredit hinausgeht. Im Gegensatz zum Dispokredit wird sie von der Bank nicht ausdrücklich eingeräumt, es wird auch keine vorherige Vereinbarung zwischen Bank und Kunde bzw. Kundin getroffen. Diese Überziehung des Kontos wird von der Bank nur geduldet. Die Bank setzt sich dafür intern eine Grenze.

Kundinnen und Kunden haben keinen Anspruch darauf, ihr Konto über den vereinbarten Verfügungsrahmen bzw. den Dispositionskredit hinaus zu überziehen. Auch bei geduldeten Überziehungen sind die Zinsen variabel. Das Kreditinstitut kann sie anpassen.

Auf einen Blick:Wo informiert die BaFin?

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